„Du solltest mehr Namen an deinen Briefkasten schreiben, María Luisa“, sagt der Hausmeister eines Tages zu ihr. Sie wohnt allein in einer großen Mietwohnung. Ältere, alleinlebende Frauen gelten oft als gefährdet, überfallen zu werden – das weiß sie. „Allein zu leben ist doch nicht einsam“, denkt María Luisa. Sie ruft doch jeden Tag ihre Freundin Angelines an, und sie treffen sich auch jeden Donnerstag zum Kaffeeklatsch. Aber gut, dann schreibt sie eben drei Extra-Namen an ihren Briefkasten – Männernamen, nur sicherheitshalber.
Was wäre, wenn sie wirklich mit diesen jungen Männern zusammenleben würde? Mit Benito Beckenbauer, dem geflüchteten General aus Lateinamerika, der einen Umsturz plant; Emerson Azzopardi, dem schüchternen Dichter aus Malta; oder dem geduldigen Juan Olmedo, der immer fürsorglich an ihre Tabletten denkt. Mit den drei neuen Mitbewohnern muss sie nicht mehr allein mit der U-Bahn fahren, und endlich gibt es jemanden, mit dem sie tanzen gehen kann.
Doch sind diese Männer wirklich da? „Vielleicht gibt es auch Leute, die sich Beziehungen ausdenken, weil sie sich schämen, keine Freunde zu haben“, sagt María Luisa zu Beckenbauer. Aber bestimmt nicht sie.
Juan Mayorga ist einer der bekanntesten zeitgenössischen spanischen Dramatiker. Das Theater Plauen-Zwickau zeigt in Deutschland zum ersten Mal sein Stück „María Luisa“. In dem Stück macht Mayorga, wie selten in der Weltliteratur, eine ältere Dame zur Hauptfigur. Sie erlebt eine poetische, sinnliche und turbulente Heldinnenreise. Wer sagt denn, dass man sich im Alter nicht noch einmal ganz neu ausprobieren kann?