„Wirklich, wir inszenieren`Faust´?“ fragt eine Theaterleiterin die Hausautorin. „Faust behandelt Frauen schlecht.“ Ein junges Mädchen wird im Stück von einem alten Mann verführt. Aber was, wenn Gretchen nicht mehr nur ein Objekt ist, sondern Faust und Gretchen zusammenkommen? In einer Figur: Dr. Margarethe Faust. Sie ist Dozentin für Gender Studies, wird „Prof.Genderterror“ genannt. Sie hat viel studiert, auch Theologie. Viele finden sie klug, aber jetzt sagen manche, sie sei eine Kindsmörderin.
Sie hat einer Studentin Geld für eine Abtreibung gegeben. Dadurch wird ihr guter Ruf gefährdet. Ihre Assistentin Valeria sagt: Stell dich gegen die Angriffe. Doch der Dekan will Dr. Faust suspendieren. Margarethe Faust sucht Hilfe bei Mephisto, dem Satan. Mephisto verspricht ihr Anerkennung und einen Moment, in dem sie sagen kann: Verweile doch, du bist so schön!
Nach dem Pakt mit Mephisto kommt sie in einen Strudel zwischen Lebenslust und ihrer Verantwortung. Am Ende muss sie sich selbst die Gretchenfrage stellen: Wie hast du’s mit der Aufrichtigkeit? Nutzt sie ihre Macht als Doktormutter gegenüber dem jungen Studenten Karim aus?
Fatma Aydemirs neues Stück ist eine Bearbeitung von Goethes Klassiker. Es ehrt das Vorbild, zeigt aber auch Kritik. Es geht um Zwischentöne, um Debatten zwischen Shitstorm und Populismus.